Samstag, 12. Juli 2014

Gratis

Eiskaltes Erwachen

Eis essen ist ja eine durchaus leckere Angelegenheit. Wenn man allerdings eine Stunde auf die kühle Nascherei warten muss, wird man doch irgendwann ungehalten.
Um der nächsten Endloswarterei zu entgehen, haben wir gleich beim Kellner (vermutlich ein Student, der bei den Temperaturen sicher lieber an einem See entspannt hätte anstatt fremdem Menschen ihre Abkühlung zu bringen), als der unsere Leckerei brachte, die Rechnung in Auftrag gegeben. Er nickte und marschierte voller Arbeitseifer davon – mit hängenden Schultern, gesenktem Kopf und einem Blick als würde er jeden Gast lieber töten als zu bedienen.
Nach dem Verzehr und kurzem „Andauen“ schauten wir zum Tresen und nickten, um auf uns aufmerksam zu machen. Die Kellner unterhielten sich jedoch lieber als zu reagieren. Als nutzen wir zumindest die Zeit sinnvoll und suchten zu zweit, wie Mädels so sind, die Toiletten auf. In der Zwischenzeit sollte unser edler Spender, der Hahn im Korb, zahlen.
Als der Kellner kam, so berichtete er, wank er provokativ mit dem Portemonnaie, doch die Bedienung lief vorbei. Keine Reaktion. Der Kellner kam zurück und schaute unsere männliche Alibibegleitung an, der seinerseits erneut mit dem gewissen Fingerzeichen den Zahlungswunsch verdeutlitchte. Der Kellner blieb gänzlich ungerührt und ging zurück zum Tresen und zu seinen reizenden Kolleginnen.
Als wir Mädels zurückkehrten, hielten wir kurz am Tresen um den Kellner noch einmal persönlich darauf aufmerksam zu machen, dass wir bereits seit einer Dreiviertelstunde auf unsere Rechnung warten und gern endlich zahlen möchten. Er stiefelte los wie ein aufgescheuchter Gockel, kassierte alle um unser herum ab und ging zurück zum Tresen. Wir drei schauten uns verwirrt an.
Kurz darauf lief der Kellern erneut an uns vorbei. Er blickte stumm auf den Tisch, auf dem immer noch das Portemonnaie lag und auf seinen Einsatz wartete, und ich erwähnte sogar laut und deutlich, dass wir auch gehen können, wenn er sein Geld nicht will. Der Kellner ignorierte uns und latschte lustlos zu einem Tisch um diesen abzuräumen.
Auf seinem Rückweg an uns vorbei meinte ich erneut provokativ, dass wir am besten einfach gehen sollten. Da wieder keine Reaktion der Bedienung folgte, nahmen wir das Portemonnaie, unsere Sachen und gingen.
Auf das Geld (Eis im Wert von ca. 35,00 €) wartet der Laden heute noch.
Aber was soll man dazu auch sagen, außer: das ist unsere Servicewüste Deutschland. Hurra.
 

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