Dienstag, 27. November 2012

Böser Alkohol



Sprachstörungen und andere Ausfälle

Eine Geburtstagsfeier, auf der ich am Wochenende war, hat mich mal wieder an ein sehr umstrittenes Thema erinnert. Umstritten deshalb, weil die Meinung darüber, wie viel Alkohol zu viel ist, doch zum Teil recht weit auseinander geht – vor allem bei Diskussionen zwischen Nicht-(viel-)Trinkern und Fans des gesellig machenden Gesöffs.
Die Entgleisungen der angeheiterten oder gar volltrunkenen Gäste in Clubs und Bars zu beobachten kann durchaus amüsant sein. Manchmal leider auch ziemlich unangenehm.
Am Wochenende hatte ich allerdings Glück und blieb vom Würfelhusten alkoholisierter Partygäste verschont. Aber Sprachstörungen blieben nicht aus.
Ich finde es ja immer besonders witzig, wenn Betrunkene dich schon anschielen und dann noch versuchen mit besonders komplizierten Fremdwörtern ihren erhöhten Pegel zu kompensieren. Klappt aber nur selten. Dafür ist es umso lustiger, wenn jemand lallend versucht mit dir über Politik oder, wie am Wochenende, Sterbehilfe zu sprechen. Warum dieses Thema? Keine Ahnung. Diese Frage kann wohl nur der alkoholisierte Herr selbst beantworten. Oder eben nicht. Mein Lachen zu unterdrücken war dennoch schwierig, als er mir sagte: „Du bissa wachsen eworden, du eisssskalle melllli“. Eiskalt? Nö, eigentlich ist mir grad warm. Na ja, das muss man nicht verstehen. Ich verstehe es ja auch nicht. 
Und während der Herr mit schwerer Zunge weiter philosophierte und mir zusammenhangslos versuchte zu erklären „Mi ssscherbehülfe issas sone sache….“, schlief der nächste schon am Tisch ein. Ein weiterer starrte mir ganz ungeniert auf meine…n Oberkörper – gut, ich gebe zu, es war vielleicht ein wenig provoziert. Da ich als Studiumsabsolventin der schwedischen Sprache mächtig bin und mir das schwedische Wort „fika“ sehr viel Freude bereitet (die Bedeutung möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, damit ich weiterhin meinen Spaß damit habe, aber ich kann versichern, dass es nichts Unanständiges ist), habe ich es mir auf ein Shirt drucken lassen.
Auf dem Weg zur Bar in dieser Bar erlebte ich dann ein Revival der schlechten Anmachsprüche: „Hey, Puppe, wohin willst du denn?“ Erm, zur Bar? Na gut, wer soll das schon vorausahnen, wo ich doch gerade am Tresen warte! „Heeyyy Puppeeee!“ rief er wieder, während ich mich im Ignorieren übte. Dazu sollte ich vielleicht erwähnen, dass der Herr mindestens genauso alt war wie sein Spruch.
Eine Dame hatte schon einen Pegel erreicht, der es ihr unglaublich schwer machte ihre Beine zu koordinieren und sie landete unsanft auf dem Fußboden. Herrlich, wenn man selbst nichts trinkt und stattdessen die Menschen beobachtet. Das ist wie eine Comedy-Show ohne Eintritt!
Allerdings sollte man auch als Nicht-(viel-)Trinker vorsichtig sein mit dem Alkohol… Ich war nämlich vor einer Weile in einem Club zum Tanzen und da kamen ein paar Herren auf die Idee mitten auf der Tanzfläche ein Sit-In zu veranstalten. Tanzwütig, wie ich an dem Abend war, wollte ich meinen Platz zurückerobern und habe ganz keck den Inhalt der Bierflasche meiner Freundin über den Köpfen der Herren verteilt. Leider blieb das nicht ohne Folgen: die Jungs, zwei oder drei waren es, machten das Gleiche bei mir und ich sah aus wie ein begossener Pudel! Schade, dachte ich, in den Filmen, in denen die Mädels den Jungs ihre Drinks ins Gesicht schütten, klappt es immer. Aber wenigstens, dachte ich weiter, ist Bier gut für die Haare. Und so wurde es trotz Bierfahne im Haar noch ein spaßiger Abend.

Mittwoch, 21. November 2012

Schon wieder Stinkeralarm



Noch kein Ende in Sicht

Ja, ich weiß, ich habe mich schon einmal über die miefenden Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften aufgeregt. Aber was soll man machen, man trifft sie einfach täglich und eine Steigerung bezüglich der Geruchsintensität scheint auch immer möglich zu sein.
Ich war am Freitag auf dem Konzert einer befreundeten Band, die ich schon ewig nicht mehr gesehen hab. Entsprechend groß war meine Vorfreude... Nun, man kennt es zwar schon, dass man seit dem Rauchverbot in den meisten Clubs und Bars vermehrt merkt, wer Deo benutzt und wer nicht. Das ist also auch nichts Neues. Aber wenn man dann nichts ahnend und voller Erwartung und Freude vor der Bühne steht und dabei die kreischende, herumhüpfende Mädelstruppe nicht gleich bemerkt, wird man früher oder später regelrecht umgehauen! Erst riecht man nur alten Qualm, der nach dem Konzert wieder aufgefrischt werden darf, aber wenn die Show auf der Bühne startet und die Mädchenmeute loswippt, kommt einem die geballte Ladung Pubertätsmief entgegen – eine umwerfende Mischung aus Schweiß, ungewaschener Kleidung, fettigen Haaren, die man hier und da beim Kopfschütteln immer noch ins Gesicht geschleudert bekommt, und gelegentliche Döner-Bier-Mix-Bäuerchen. Also ehrlich, wer kann sich da noch auf die gute Musik konzentrieren!?
Herzlichen Dank, dachte ich mir, während ich mit dem Brechreiz kämpfte. Am Ende habe ich es zwar überlebt und das Konzert war absolut gelungen, genial und fabelhaft, aber das nächste Mal will ICH wieder in der ersten Reihe stehen und anderen meine Haare ins Gesicht schleudern (mit dem Unterschied, dass meine frisch gewaschen sind)!
Allerdings ist an dieser Stelle noch lange nicht Schluss. Höchstens mit lustig. Denn die „Berufsmüffler“ lassen sich immer mehr einfallen. Viele von ihnen haben inzwischen nicht mal mehr ihre Körperöffnungen unter Kontrolle. Und wenn man sich vorstellt, dass einem so jemand in der Bahn begegnet oder, was ich persönlich fast noch schlimmer finde, auf Arbeit, ist das schon ziemlich eklig.
An meinem Arbeitsplatz gibt es mehrere kleine Studios zum Telefonieren. Gefühlte 10m² mit tatsächlichen 10 bis 15 Sitzplätzen. Und wenn sich dort jemand nicht beherrschen kann, leiden alle darunter. Unglücklicherweise ist das nicht nur theoretisch der Fall – die „Blähboys (and -girls)“ begegnen mir auf Arbeit immer öfter und es ist wahnsinnig schwer sich bei dem Gestank noch auf das Interview zu konzentrieren! Man kann kaum atmen ohne gleich zu würgen! Ganz zu schweigen davon, dass es eine absolute Unverschämtheit ist seine Blähungen fröhlich am Arbeitsplatz auszuleben. Das muss nun wirklich nicht sein. Dafür gibt es doch extra diese kleinen Räumchen mit weißen, relativ bequemen Keramikschüsseln, auf die man sich setzen kann und Türen, die man (ab)schließen kann. Und die meisten von den besagten Räumchen haben, oh Wunder, sogar solche (Milch-)Glasdinger mit einem Griff daran, im Volksmund auch Fenster genannt, die man öffnen kann, um eventueller Geruchsbelästigung entgegenzuwirken!
Meine Güte, gewisse Dinge sollte man doch in der Kindheit schon gelernt haben. Ebenso, dass man sich beim Husten und Niesen die Hand vor den Mund hält, von mir aus auch die Armbeuge, damit man seine Bazillen nicht überall verteilt. Pfui!
Vielleicht sollte man Pflichtbenimmkurse wie in den Adelshäusern einführen. Aber ob sich das Gewohnheitstier Mensch wirklich ändert? Ich wage es zu bezweifeln…

Mittwoch, 14. November 2012

Literarische Ergüsse


Skandinavische Lyrik ist anders

Ich bin ja nun ein leidenschaftlicher Fan von allem, was irgendwie Schwedisch ist. Und dazu gehört nicht nur IKEA! Nein, auch in Finnland gibt es Schwedisches, zum Beispiel den Finnland-Schweden Lars Huldén. Er ist nicht mehr der Jüngste, aber immer noch fit und frech wie Oskar. Ich durfte ihn während meines Studiums persönlich kennen lernen und mich bei seiner Lesung von wunderschöner skandinavischer Lyrik berieseln lassen. Und ich habe es sehr genossen.
Eine Lesung mit Herrn Huldén kann ich zwar im Moment nicht bieten, aber sein Werk „Preiselbeeren sind gesund“ möchte ich euch dennoch nicht vorenthalten. Also rühre ich hiermit mal fleißig die Werbetrommel – bitte schön:

Lars Huldén ist, trotz seines fortgeschrittenen Alters, ein energiegeladener, lebensfroher Mensch. 1926 in Jakobstad, Ostbottnien, geboren, hat er einen beachtlichen Lebensweg hingelegt. Er ist nicht nur finnlandschwedischer Schriftsteller, sondern auch Wissenschaftler. An der Universität Helsinki war er viele Jahre Professor für Nordische Philologien, ebenso lange war er Vorsitzender des Finnlandschwedischen Schriftstellerverbandes und der Schwedischen Literaturgesellschaft in Finnland. Auch als Förderer für Wissenschaft und Literatur ist er bekannt. C. M. Bellmann und J.L. Runeberg, ihre Werke, schwedische Dialekte in Finnland sowie die Ortsnamen des Finnlandschwedischen sind ihm sehr wichtig. Huldén ist ein heimatverbundener, scharfzüngiger, sehr vielseitiger Schriftsteller, der nicht zuletzt durch seinen eigensinnigen Humor einen großen Wiedererkennungswert besitzt. Er ist in seinem Schreiben in allen bestehenden literarischen Gattungen zu finden, abgesehen vom Roman. Den größten Bereich bildet dabei seine lyrische Arbeit mit über 30 Werken. Schon als Kind beschäftigte sich Huldén mit Büchern. Er las viel und schrieb bereits mit knapp 10 Jahren erste eigene Kirchenlieder und Abstinenz-Gesänge. Lange Zeit war er auch als Übersetzer tätig für finnische Dramatik und Lyrik, die er ins Schwedische übersetzte.
Sein Schreibstil und die Sprache sind zum Teil recht speziell. Er schreibt seine Dichtungen zwar zumeist in schwedischer Standardsprache aber auch in seiner ostbottnischen Mundart. Trotzdem er neben Metaphern und Bildern keine sprachlichen Erfindungen macht und eine normale Sprache und Syntax verwendet, enthalten seine Werke etwas Unverkennbares, etwas Erzählendes, Anekdotenhaftes. Das ist sein Markenzeichen.
„Preiselbeeren sind gesund“ ist ein durchweg lyrisches Werk mit viel Charisma durch Selbstironie, schwarzen Humor, aber auch Romantik. Dabei verzichtet Huldén mit Vorliebe auf Reimstrukturen und Metrik, die in den Dichtungen der Moderne üblich sind. Stattdessen schreibt er in einer freien Rhythmik. Er schreibt über Alltägliches wie Spaziergänge oder Kindheitserlebnisse, über Romantisches wie die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen, aber auch über den Tod mit witzigen bis makabren Grabinschriften, über die Natur, Einsamkeit, Liebe. Er hinterfragt, stellt trocken und nüchtern ernsthafte Begebenheiten und unverblümte Wahrheiten dar, aber regt mitunter auch zum Träumen an. Bei Lesern, die nah am Wasser gebaut sind, kann durchaus auch das ein oder andere Tränchen fließen.
„Preiselbeeren sind gesund“ von Lars Huldén – dieses lyrische Werk ist besonders. Es ist das Ergebnis eines charmanten, unkonventionellen Schriftstellers und lohnt sich in jedem Fall.

Das Werk
Der Künstler (Und den schelmischen Blick hat er immer noch drauf!)








Donnerstag, 8. November 2012

Kleider machen Leute



Bunte Nilpferde und Dolly Parton vom Lande …

Also, dass manche Menschen gern und oft zu denkbar ungeeigneter Kleidung greifen, habe ich ja bereits am Rande erwähnt. Aber mir fällt vermehrt auf, dass viele Leute scheinbar weder (ehrliche) Freunde noch Spiegel zu Hause haben!
Ich gebe ja zu, dass mir in meiner wilden Jugend auch schon die eine oder andere Entgleisung in Sachen Outfit passiert ist, aber bisher habe ich mich noch immer wieder besonnen oder zumindest mit einer gekonnten Ausrede retten können. 
Ja, der Übergang vom Grufti zum Glamrocker fiel schwer...
Und das kommt davon, wenn man "The Pleasures" mag.
Aber am Ende wurde ja alles wieder gut...
                                                     Oops, das falsche Bild! 

                                                      
                                                         So ist es richtig:
Voilá - ich heute. Geht doch.
Tatsache ist allerdings, dass man bei Übergewicht nicht zu Klamotten im „Leberwurst-im-Naturdarm-Look“ greifen und darauf achten sollte, dass Röcke und Hosen nicht zu kurz sind. Auch bei Farben ist Vorsicht geboten – wenn man Zeltgröße trägt, ist einheitlich pink vielleicht ein wenig ungünstig. Und außerdem: im Zeitalter angesagter Übergrößenmode (kaschiert und sieht trotzdem schick aus) und „Shapewear“ (diese Erfindung ist gar nicht so unbequem und funktioniert sogar) müssen solche Fehlgriffe doch gar nicht mehr sein.
Aber nicht nur die Figur kann ein Problem bei der Kleiderwahl darstellen, auch das (gefühlte) Alter einiger Damen sorgt für Fehlentscheidungen. Wenn man im Gesicht schon aussieht wie ein altes Lederportemonnaie, sollte man nicht unbedingt den Lederminirock (am Besten mit Leoprint) der Tochter und die Overkneestiefel von Orion tragen (höchstens im Schlafzimmer und wenn nötig ohne Licht, denn im Dunkeln sind ja bekanntlich alle Katzen grau).
Die Jugend lässt sich nun mal nicht zurückholen und wenn die Möpse bis zum Bauchnabel hängen,  kann kein großzügiger Ausschnitt mehr etwas retten. Das gilt ebenso für schwaches Bindegewebe im hinteren Beckenbereich – die richtige Kleidung kann eine straffende Wirkung erzielen, aber mit der falschen sieht es dann eben aus wie ein Shar Pei mit Lederhose über dem Gesicht!
Ich meine, nur weil man nicht mehr sooo jung ist, muss man ja nicht gleich Kittelschürze und Hausfrauenlocken tragen. Es genügt schon, wenn die Röcke etwas mehr Stoff zu bieten haben als ein breiter Gürtel und Muster bzw. Material nicht gleich an Horizontalsport erinnern. Ausschnitt zeigen ist auch völlig legitim, sofern er nicht gleich bis zum Haaransatz(…) reicht und die Haut am Dekolleté es erlaubt. Der Faltengrad entscheidet nämlich über die Tiefe des Ausschnitts (oder sollte es zumindest).
Und wenn man wirklich nicht mehr 20 oder 30 ist und der Gesichtshaut nach zu urteilen auch eigentlich nicht mehr 50, sollte man nebst Kleidung so langsam auch die Frisur anpassen. Von hinten Dolly Parton und von vorn Keith Richards mit Perücke(!) – das geht nun wirklich nicht. Aber auch da gibt es genügend Möglichkeiten, wie Powerfrauen ab 60 aufwärts (Iris Berben, Emilie Bouwman (alias „Frau Antje“), Diane Keaton oder Joan Collins) beweisen.


Also, Mädels 50 plus und auch die Damen mit einem Gewicht, das die letzten zwei Ziffern der Körpergröße (reichlich) übersteigt – bitte wählt eure Kleidung mit Bedacht, dann erspart ihr euren Mitmenschen das Fremdschämen und entgeht selbst peinlichen Lachanfällen.